das Denkmal

„Vergiss, mein Volk, die teuren Toten nicht und schmücke auch unsere Urne mit dem Eichenkranz!“

Theodor Körner | Dichter und Lützower Jäger | 1791 – 1813

Den
Kriegern
geweiht
1914 – 1918

steht auf dem Denkmal in Ernsee, d. h. stand: Man kann es heute nicht mehr lesen. Wind und Wetter haben über die vielen Jahre am Obelisken ihre Spuren hinterlassen. Durch das Anbringen einer Gedenkplatte mit den Namen der Gefallenen beider Kriege, hat sich der Verschönerungsverein Ernsee e.V. der Sache angenommen. Der martialische Begriff des „Kriegers“ wird heutzutage nicht mehr gern im Sprachgebrauch verwendet, so dass das Ernseer Denkmal nun mit „Denkmal der Gefallenen“ bezeichnet wird.

Leider sind wenige Information über die Entstehung des Denkmals überliefert.
Obwohl der Gedenkstein eher schlicht gehalten ist, finden wir dennoch eine Besonderheit. Der dargestellte Stahlhelm auf dem Denkmal ist nicht ein üblicher „Stahlhelm M 1916„, sondern ein sogenannter Stahlhelm mit Stirnplatte (M 16).

Leider konnten bisher keine weiteren Details, wie den Namen des Bildhauers, die Auftraggeber, finanzieller Aufwand u. a., ermittelt werden. So haben wir auch keine Informationen darüber, warum der Bildhauer eben diesen Stirnplattenhelm „verwendete“ und nicht den „normalen“ deutschen Stahlhelm des 1. Weltkrieges. Es ist zu vermuten, dass der „Künstler“ im Weltkrieg mit diesem Helm konfrontiert war.
Das Denkmal wurde aus einem Werkstein (feinkörniger Betonguss?) in mehreren Teilen hergestellt und am Standort „zusammengesetzt“. Leider ist dieser Werkstein nicht dazu angetan Wind und Wetter zu trotzen, wie das bspw. der Granit tut.
Der Standort des Denkmals wurde am damaligen nördlichen Rand von Ernsee auf fürstlichem Grund ausgewählt. Fürst Heinrich XXVII. war bereit, Land für das Denkmal abzugeben. Dort war lt. Messtischblatt von 1912 ein Laubbaumbewuchs.

Messtischblatt von 1912 (Auszug)
Deutsche Fotothek
der Aufruf vom 1. Mai 1921
Stadtarchiv

Das sieht man deutlich auf dem Entwurf sowie des historischen Fotos vom Denkmal im Lindenhain mit Blickrichtung zur kalten Eiche.

Wir wissen aus den Archiven, dass sich nach dem ersten Weltkrieg vielerorts Vereine gründeten, um in ihrer Gemeinde/Stadt … ein Kriegerdenkmal zu errichten. In Gera bspw. wurde extra eine „Öffentliche Beratungsstelle für Kriegerehrung“ ab dem 1. Mai 1921 ins Leben gerufen, die in Gera auf dem Markt Nr. 15 etabliert war und „wöchentlich von 12 bis 1 geöffnet“ hatte. Es wird der dringenden Bitte Ausdruck verliehen, doch diese Möglichkeit der „uneigennützige(n) Hilfe … in Anspruch zu nehmen, damit die Gewähr geschaffen wird, daß ein in jeder Beziehung einwandfreies, einfaches und würdiges Denkmal ersteht.“

der Entwurf
Blickrichtung kalte Eiche
beide Fotos M. Taubert

Die Schlichtheit des Denkmals könnte auf die Inanspruchnahme der „Beratungsstelle“ schließen. Im Heft 3 / 1921 der Heimatblätter wird eine ausführliche Erläuterung den Interessenten zur Errichtung eines entsprechenden Denkmals an die Hand gegeben (hier gehts zum Artikel).

Es bestanden viele Vorstellungen, wie das Areal einst weiter ausgebaut werden sollte, aber die Zeit und der nächste Krieg haben das alles gestoppt. Erst in dieser Zeit, ist es wieder möglich, das die Einwohner sich dem Denkmal widmen und es wieder zu einer Erinnerungs- und Gedenkstätte herrichten.

Durch den Verschönerungsverein Ernsee e.V. wurde im Herbst 2019 dank des Sponsoring von Dr. Tiller eine Platte am Denkmal angebracht, auf der alle Namen der in beiden Kriegen Gefallenen Ernseer sowie denen der Hammelburg verewigt sind.

Dr. Frieder Tiller
Teilnehmer der Feierstunde am
12. Oktober 2019

Deshalb wird dieses eigentliche Ernseer Denkmal auch auf der Seite der Hammelburg mitgeführt.

Im Rahmen dieser Arbeit über und zur Hammelburg sind hier die Gefallenen des 2. Weltkrieges der Hammelburg aufgeführt und alle Ergebnisse aus persönlichen Erzählungen, staatlichen Archiven, kommunalen Verwaltungen, Onlinedatenbanken, Informationen sozialer Organisationen und Dienste sowie privaten Dokumenten und Befragung von Verwandten zu und über ihren Tod, soweit das bis dato möglich war, zusammengetragen.

Das ist wichtig, das, um den Historiker Dr. Christian Hardinghaus zu zitieren: „Wir … in gemeinsamer Verantwortung gedenken und nicht Schuld abtragen. Das ist auch längst keine Forderung mehr, die unsere ehemaligen Kriegsgegner an uns stellen. Auch nicht die Opfer des Holocousts. Den Juden ist daran gelegen, dass wir mit uns selbst klarkommen und uns nicht über die Verbrechen definieren, die von diesem Land ausgingen, aber nicht von den Heutigen an ihnen verübt worden sind. Das hilft Juden nämlich nicht, und der größte Beweis dafür zeigt sich darin, dass der Antisemitismus im heutigen Deutschland nicht schwindet, sondern stetig steigt und bereits so bedrohliche Formen annimmt, dass zahlreiche Juden auswandern oder zumindest mit dem Gedanken spielen. Sie erleben vornehmlich nicht den Antisemitismus der NS-Zeit, sondern neue Formen, und zwar von Rechtsradikalen, von Linksradikalen und von radikalisierten Muslimen, die aus Ländern zu uns kommen, in denen Antisemitismus legitim ist.“ (ebenda S.18)

Aber zurück zur Hammelburg und seinen Gefallenen.
Vergegenwärtigt man sich, dass von den ca. 70 Einwohnern (1939) in der Siedlung Hammelburg, 7 Männer, zum Teil noch so jung, dass sich dem Chronisten die Feder sträubt, alle so zu nennen, im letzten Krieg gefallen sind, wird das grässliche, unmenschliche Gesicht des Krieges ganz deutlich. Die weltweite militärische Auseinandersetzung Ende der 1930er bis Mitte der 1940er Jahre hinein hat hier in seiner Grausamkeit überdurchschnittlich hart und erbarmungslos zugeschlagen. Besonders tragisch ist der Tod zweier Soldaten, die erst nach dem Ende der Kampfhandlungen verstorben sind. Einmal auf Grund einer letztendlich tödlichen Verletzung aus den Gefechten in Berlin in den aller letzten Kriegstagen und der andere im Kriegsgefangenlager in Jugoslawien. Als ob das noch nicht genug wäre, sind in einer Familie alle drei männlichen Mitglieder zum Kriegsende hin gefallen.

Was für eine Tragödie!

Hier die Namen der Gefallenen der Hammelburg in alphabetischer Reihenfolge:

Georg Bamler (*1918 – +1943)

Heinz Engler (*1916 – +1943)

Ernst Hilbert (*1923 – +1942)

Rudolf Lehmann (*1912 – +1946)

Fritz Lorenz (*1894 – +1944)

Hartwig Lorenz (*1927 – +1945)

Joachim Lorenz (*1926 – +1945)

Die Zuarbeit der WASt (heute Bundesarchiv) erfolgte im August 2021 und bestätigte die bereits getätigten Recherchen von Fr. Römer im Stadtarchiv. Für einige Gefallenen konnten die Kopie der Gräberkarte zur Verfügung gestellt werden.

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