Hartwig Lorenz

Soldat
*27. September 1927 +1. Juni 1945

Das BArch hat folgende Mitteilung zu Hartwig Lorenz im Schreiben vom 30.08.2021 gemacht: „Den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht ist zu Lorenz, Hartwig, geboren am 27.09.1927 Folgendes zu entnehmen:
Der Gesuchte ist erstmals mit einer Meldung im Jahr 1944 in der Einheit Ausbildungs-Bataillon für Offiziersbewerber der Luftwaffe aufgeführt (Bundesarchivsignatur: B 563/08910).
Letztmalig ist der Gesuchte im Jahr 1944 als Angehöriger der Einheit leichte Flak-Batterie z.b.V. 6501 (verstärkt) erfasst (Bundesarchivsignatur: B 563/02813). Uns liegt weder eine Vermisst- noch Todesmeldung vor.“


Hartwig Lorenz wurde in den letzten Kriegstagen wahrscheinlich im Großraum Berlin verwundet. Er wurde in die Charité verbracht und verstarb dort an seinen Verletzungen am 1. Jun i 1945 und wurde, so die Auskunft der Charité 1945, in einem Massengrab auf dem Gelände der Charité in Berlin begraben. Darüber wurde seine Mutter im August 1945 informiert. Nach Aussage von Michael Klüger, dem Neffen von Hartwig wurde er noch von Prof. Dr. Sauerbruch operiert, offensichtlich kam jede Hilfe zu spät.

Foto und Dokumente
Michael Klüger

Die Anfrage bei der Charité in Berlin ergab, dass keinerlei Unterlagen zu dem Massengrab mehr vorhanden sind. Der Hinweis, dass eventuell der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. hier weiterhelfen könnte, war goldrichtig.

Mit E-Mail vom 12.Mai 2023 teilte uns der Volksbund folgendes mit:
Wir haben daraufhin unsere Unterlagen sorgfältig geprüft. Nach unseren Informationen wurde Hartwig Lorenz auf dem Friedhof Berlin-Mitte, Große Hamburgerstr. 26, Abt. X, Reihe 6 in einem Sammelgrab bestattet. Weitere Angaben liegen uns nicht vor.“
Für eventuell weiter Informationen sollten wir uns an die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Abt. Stadtgrün – Friedhofs- und Gräberwesen III C 4-5 wenden.
Dieser Tipp war zielführend.

Mit E-Mail vom 06. Juni 2023 beantwortet uns Sabine Schmidt von der oben genannten Senatsverwaltung die offenen Fragen zur Grablege von Hartwig Lorenz mit. Nun ist das Schicksal, zumindest was seinen Tod betrifft, geklärt. Wie, wo und wann Hartwig seine tödlichen Verletzungen in den letzten Kriegstagen erleidete, wird wohl nicht mehr geklärt werden können.
Hier auszugsweise die Antwort der zuständigen Senatsbeamtin:
„Meine Verwaltung ist mit der Erhaltung der Gräber betraut, die unter die Unterschutzstellung im Sinne des § 1 des Gesetzes über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz) gehören. Auch das Grab von Hartwig Lorenz gehört dazu und fällt somit in die behördliche Pflege.
Die vom Volksbund mitgeteilte Grablage: Sammelgrab Abt. X Reihe 6 stimmt – es gibt dort insgesamt 16 Sammelgräber. Nur ist die Geschichte des Friedhofs eine besondere:
Bei diesem Friedhof handelt sich um einen 1672 angelegten jüdischen Friedhof, der 1827 für weitere Bestattungen geschlossen wurde und somit mit ca. 12.000 hier ruhenden Toten zu den ältesten jüdischen Bestattungsflächen Berlins zählt. Die dort weiterhin vorhandenen Grabstätten wurden 1943 durch die Gestapo verwüstet. Es wurden Splittergräben gezogen, die zum Teil abgestützt wurden mit historischen jüdischen Grabsteinen dieses Friedhofs. 1945 sind in der Zeit der Endkämpfe in Berlin und kurz nach Beendigung des II. Weltkrieges insgesamt 2.425 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aus der Umgebung in eben diesen 16 Sammelgräbern bestattet worden.
Diese Gräber waren mit Holzkreuzen versehen und wurden dann 1973 eingeebnet, nachdem die Ruhefrist auf Friedhöfen nach dem Recht der ehemaligen DDR abgelaufen war und es wurde eine Grünanlage daraus, an deren hinterer Ummauerung eine Kleine Gedenktafel mit dem Wortlaut: „Auf diesem alten Friedhof der Jüdischen Gemeinde wurden im Jahre 1945 zahllose Opfer des Krieges bestattet“ auf die ehemaligen Opfergräber hinweist.
Nach der Wiedervereinigung wurde das (Bundes-)Gräbergesetz in den neuen Bundesländern und somit auch für diesen Friedhof geltendes Recht. Gemäß § 5 dieses Bundesgesetzes ist es Aufgabe der einzelnen Bundesländer die Opfergräber zu erfassen und zu erhalten. Beim Vollzug des Gräbergesetzes auf dem Alten Jüdischen Friedhof waren sowohl die Regeln der jüdischen Religion als auch die Belange des Gräbergesetzes zu berücksichtigen. Die Abstimmungen dauerten viele Jahre an, bevor eine einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte, anhand derer die Geschichte des Ortes sichtbar sowie die Bedeutung des Ortes als Begräbnisplatz erfahrbar wird. Eine namentliche Nennung der bestatteten Kriegstoten auf dem geschändeten Friedhof wäre für die Jüdische Gemeinde unerträglich gewesen. So wurde vereinbart, dass zwar auf die Opfergräber hingewiesen wird, die Namen zu den auf dem Friedhof befindlichen Opfergräbern jedoch vor Ort im Einzelnen nicht genannt werden.
Der Friedhof hat wieder eine vollständige Einfriedung erhalten, die Grabflächen wurden durch eine bodendeckende Bepflanzung (Efeu), in eine neu aufgetragene Erdschicht, sichtbar gemacht und die Wegeführung blieb unverändert. Hinweisschilder in Eingangsbereich verweisen auf die Geschichte des Friedhofs, auch die speziellen jüdischen Riten werden dem Besucher nahegebracht.
Die Rekonstruktion einzelner Grablagen konnte vor dem Hintergrund der in der Vergangenheit erfolgten Einebnungen sowohl für die Gräber der Jüdischen Gemeinde als auch für die Opfergräber nicht realisiert werden. Alle Gräber gehen heute in der Bepflanzung ineinander über. Die auf dem Friedhof an der östlichen Friedhofsmauer befindliche Tafel, mit der auf die auf diesem Friedhof bestatteten Opfer des Krieges hingewiesen wird, blieb erhalten. Zusätzlich gibt es nun am Eingang zum Friedhof eine Tafel mit weiteren Erläuterungen und dem Hinweis, dass die Namen zu den auf dem Friedhof befindlichen Opfergräbern in meiner für das Gräberwesen zuständigen Verwaltung einsehbar sind.“

Frau Schmidt sande uns dazu die folgenden Originaldokumente, die es zu Hartwig Lorenz noch gibt. Dazu zwei Fotos vom Sammelgrab auf dem Friedhof.